In Israel gibt es einen weiteren Aufruf Hunderter ehemaliger Armeeangehöriger dafür, der Freilassung der Geiseln Vorrang vor der Weiterführung des Gaza-Kriegs zu geben. 472 ehemalige Soldaten aus Spezialeinheiten, darunter aktive Reservisten, hätten einen entsprechenden Brief unterzeichnet, meldete die israelische Zeitung „Haaretz“ gestern.
„Wichtigstes moralisches Gebot“
In dem Schreiben hieß es demzufolge: „Die Freilassung der Geiseln ist heute das wichtigste moralische Gebot und hat Vorrang vor allen anderen Zielen.“ Dass noch immer Geiseln im Gazastreifen festgehalten würden, untergrabe die moralischen Grundlagen des Staats. Laut der Nachrichtenseite Ynet sind 135 der Unterzeichner aktive Reservisten.
Die Hamas fordert im Gegenzug für die Freilassung weiterer aus Israel entführter Menschen aus ihrer Gewalt ein Ende des Krieges im Gazastreifen.
In Israel mehren sich derzeit Aufrufe unter anderem aus den Reihen der Armee, die Kritik am Vorgehen Israels in dem Küstengebiet äußern, die Prioritäten der Regierung dabei hinterfragen oder gar ein Ende des Krieges fordern.
Widerstand auch von Künstlern und Architekten
Laut der Times of Israel sprachen sich auch etwa rund 1.700 Künstler und Künstlerinnen sowie Kulturschaffende für einen sofortigen Stopp der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln aus. In einem Schreiben der Gruppe hieß es demzufolge, der Gaza-Krieg, der Geiseln und Soldaten in Gefahr bringe und zu Tausenden Opfern sowie zu Leid auf beiden Seiten führe, diene politischen Interessen. Darüber hinaus forderten laut der Zeitung auch 350 israelische Autoren und Autorinnen ein Ende des Krieges.
Rund 600 Architekten, Ingenieure und Stadtplaner verlangten laut dem Blatt in einem weiteren Schreiben ebenfalls die Freilassung der Geiseln – auch wenn das das Ende des Krieges bedeuten sollte.
Israelischen Medien zufolge verweigern derzeit auch immer mehr Reservisten die Rückkehr in den Gaza-Krieg, weil sie mit dem Vorgehen der Armee nicht länger einverstanden sind und etwa eine israelische Wiederbesetzung des Gazastreifens fürchten.
Netanjahu im Norden des Gazastreifens
Unterdessen reiste Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestern in den nördlichen Gazastreifen. Er kam in Begleitung des israelischen Verteidigungsministers, des Militärchefs und hochrangiger Beamter, wie sein Büro mitteilte. „Wir bestehen darauf, dass unsere Geiseln freigelassen werden, und wir bestehen darauf, alle unsere Kriegsziele zu erreichen, und wir tun das dank unserer heldenhaften Kämpfer“, wurde der Premier bei einem Treffen mit Soldaten zitiert.
In der Erklärung hieß es, Netanjahu habe im nördlichen Gazastreifen eine Sicherheitsunterweisung über die Bemühungen des Militärs zur Befreiung der israelischen Geiseln und zum Sieg über die palästinensische Terrororganisation Hamas erhalten. Wo genau der Besuch stattfand, wurde nicht mitgeteilt.