Ausland

Die US-Regierung erwägt angeblich drastische Einschnitte bei ihrer Außenpolitik. Wie US-Medien berichteten, könnten fast 50 Prozent der Mittel im US-Außenministerium wegfallen – darunter nahezu alle Gelder für internationale Organisationen wie UNO und NATO. Auch US-Botschaften und Konsulate in Deutschland, Frankreich, Italien oder Schottland stehen offenbar auf dem Prüfstand.

Die „New York Times“ und die „Washington Post“ berichten unter Berufung auf interne Dokumente des Außenministeriums, für das Budgetjahr 2026 (ab 1. Oktober) sei ein Budget von 28,4 Milliarden Dollar im Gespräch (rund 25,2 Milliarden Euro) – das wären 26 Milliarden Dollar oder 48 Prozent weniger als im Budgetjahr 2025.

Das Vorhaben könnte sich den Berichten zufolge auch auf internationale Friedenssicherungsmissionen und Bildungsinitiativen auswirken. Betroffen wäre etwa das Fulbright-Stipendium, eines der prestigeträchtigsten US-Förderprogramme, hieß es. Der US-Diplomatenverband AFSA kritisierte die Vorschläge als „gefährlich“. Außenministeriumssprecherin Tammy Bruce sagte, die Pläne seien nicht abschließend abgestimmt.

Die russische Justiz hat gestern eine Journalistin und drei Journalisten wegen angeblicher Zusammenarbeit mit dem 2024 gestorbenen Oppositionspolitiker Alexej Nawalny zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Moskauer Gericht unterstellte ihnen eine Zugehörigkeit zu Nawalnys Antikorruptionsstiftung FBK, die in Russland als extremistische Organisation gilt.

die Journalisten Sergei Karelin, Konstantin Gabov, Antonina Favorskaya und Artem Kriger
Reuters/Yulia Morozova

Sie wurden jeweils zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt, wie die staatliche russische Nachrichtenagentur TASS meldete. Im Gerichtssaal verfolgten Angehörige und Freunde der Angeklagten, Kollegen und ausländische Diplomaten die Urteilsverkündung, wie das Bürgerrechtsportal Mediazona berichtete.

Festnahme nach Nawalnys Begräbnis

Nawalny, der prominenteste Gegner von Kreml-Chef Wladimir Putin in Russland, war im Februar 2024 in einem Straflager am Polarkreis umgekommen. Kurz nach seiner Beerdigung in Moskau wurde die Journalistin Antonina Faworskaja des unabhängigen Mediums Sota Vision festgenommen. Sie hatte die langen Menschenschlangen am Grab dokumentiert.

Faworskaja habe zwar über fast alle Prozesse gegen Nawalny berichtet, aber nie für ihn oder seine Organisation gearbeitet, teilte Sota Vision schon damals mit. Der verurteilte Journalist Artjom Kriger ist ebenfalls Mitarbeiter von Sota Vision.

Konstantin Gabow und Sergej Karelin hingegen arbeiteten für verschiedene Medien, darunter die Deutsche Welle (DW). Der Vorwurf gegen sie lautete, sie hätten Material für den später verbotenen Videokanal Nawalny live zugeliefert.

„Mit dem Urteil gegen die vier Journalisten zeigt Russland mit aller Härte, dass es ein Unrechtsstaat ist“, erklärte DW-Intendant Peter Limbourg. „Das russische Regime versucht mit aller Kraft, Fakten zu verbiegen – und stellt mutige Journalistinnen und Journalisten wie Schwerkriminelle vor Gericht.“ In Putins Russland sei die in der Verfassung verbriefte Pressefreiheit nichts wert, kritisierte das deutsche Außenministerium auf der Plattform X.

Auch Nawalnys Verteidiger wurden verurteilt

Die russischen Behörden gehen auch nach Nawalnys Tod gegen alle Personen vor, die ihm und seiner Arbeit verbunden waren. Im Jänner wurden drei Rechtsanwälte zu Lagerhaft verurteilt, die ihn in Strafverfahren verteidigt hatten. Nawalnys Witwe Julija und andere Mitstreiter setzen die Oppositionsarbeit aus dem Exil fort. FBK veröffentlicht weiter Videos über spektakuläre Fälle von Bereicherung und Korruption in der russischen Elite.

Die USA heben ihre Sanktionen gegen einen der engsten Vertrauten des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban auf. Antal Rogan weiterhin auf der Liste zu führen, sei nicht mit den außenpolitischen Interessen der USA vereinbar, teilte eine Sprecherin des Außenministeriums in Washington gestern mit.

Fidesz-Politiker Antal Rogán
Reuters/Bernadett Szabo

Rogan leitet seit 2015 Orbans Kabinettsbüro. Die Regierung von Joe Biden hatte kurz vor der Amtsübergabe an Donald Trump am 7. Jänner Rogan auf die Sanktionsliste gesetzt, weil sie ihm Korruption und Vetternwirtschaft vorwarf. Die Regierung in Budapest erklärte umgehend, den Schritt anzufechten, sobald Trump Präsident ist.

Orban und seine nationalkonservative FIDESZ-Partei zählen zu den lautstärksten Befürwortern Trumps in Europa. Während Bidens Präsidentschaft war das Verhältnis der USA zu Ungarn dagegen deutlich abgekühlt, was vor allem an Orbans Russland-Nähe in Zeiten des Ukraine-Kriegs lag.

Zwei Jahre nach dem Beginn des Bürgerkriegs im Sudan hat die gegen die Militärregierung kämpfende RSF-Miliz die Bildung einer Gegenregierung im Land verkündet. „An diesem Jahrestag verkünden wir stolz die Gründung der Regierung des Friedens und der Einheit, einer breiten Koalition, die das wahre Gesicht des Sudan widerspiegelt“, erklärte RSF-Anführer Mohamed Hamdan Daglo gestern via Telegram.

„Einzige mögliche Zukunft“

Daglo kündigte zudem die Einführung einer „neuen Währung“ und die Ausgabe „neuer Personalausweise“ an. Der General fertigte ein sechsseitiges Dokument zu der Gegenregierung an, das der Nachrichtenagentur AFP vorlag. Darin heißt es, es handle sich nicht um einen „Parallelstaat“, sondern um die „einzige mögliche Zukunft“ für den Sudan. Seine „Regierung“ werde „im ganzen Land“ sämtliche grundlegenden Dienstleistungen zur Verfügung stellen, darunter Bildung, Gesundheitsversorgung und Justiz.

Wenige Stunden zuvor hatten die Teilnehmer einer internationalen Sudan-Konferenz – bei der die Kriegsparteien nicht vertreten waren – in der Abschlusserklärung die Notwendigkeit betont, jegliche Teilung des Sudan zu verhindern.

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Blutiger Machtkampf

Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz seines früheren Stellvertreters Daglo seit zwei Jahren einen blutigen Machtkampf. Der Norden und der Osten des Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung, die RSF kontrolliert große Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur.

Nach UNO-Angaben wurden in dem Konflikt bisher Zehntausende Menschen getötet, mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Sowohl der Armee als auch der RSF-Miliz werden Kriegsverbrechen vorgeworfen.

In Israel gibt es einen weiteren Aufruf Hunderter ehemaliger Armeeangehöriger dafür, der Freilassung der Geiseln Vorrang vor der Weiterführung des Gaza-Kriegs zu geben. 472 ehemalige Soldaten aus Spezialeinheiten, darunter aktive Reservisten, hätten einen entsprechenden Brief unterzeichnet, meldete die israelische Zeitung „Haaretz“ gestern.

„Wichtigstes moralisches Gebot“

In dem Schreiben hieß es demzufolge: „Die Freilassung der Geiseln ist heute das wichtigste moralische Gebot und hat Vorrang vor allen anderen Zielen.“ Dass noch immer Geiseln im Gazastreifen festgehalten würden, untergrabe die moralischen Grundlagen des Staats. Laut der Nachrichtenseite Ynet sind 135 der Unterzeichner aktive Reservisten.

Die Hamas fordert im Gegenzug für die Freilassung weiterer aus Israel entführter Menschen aus ihrer Gewalt ein Ende des Krieges im Gazastreifen.

In Israel mehren sich derzeit Aufrufe unter anderem aus den Reihen der Armee, die Kritik am Vorgehen Israels in dem Küstengebiet äußern, die Prioritäten der Regierung dabei hinterfragen oder gar ein Ende des Krieges fordern.

Widerstand auch von Künstlern und Architekten

Laut der Times of Israel sprachen sich auch etwa rund 1.700 Künstler und Künstlerinnen sowie Kulturschaffende für einen sofortigen Stopp der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln aus. In einem Schreiben der Gruppe hieß es demzufolge, der Gaza-Krieg, der Geiseln und Soldaten in Gefahr bringe und zu Tausenden Opfern sowie zu Leid auf beiden Seiten führe, diene politischen Interessen. Darüber hinaus forderten laut der Zeitung auch 350 israelische Autoren und Autorinnen ein Ende des Krieges.

Rund 600 Architekten, Ingenieure und Stadtplaner verlangten laut dem Blatt in einem weiteren Schreiben ebenfalls die Freilassung der Geiseln – auch wenn das das Ende des Krieges bedeuten sollte.

Israelischen Medien zufolge verweigern derzeit auch immer mehr Reservisten die Rückkehr in den Gaza-Krieg, weil sie mit dem Vorgehen der Armee nicht länger einverstanden sind und etwa eine israelische Wiederbesetzung des Gazastreifens fürchten.

Netanjahu im Norden des Gazastreifens

Unterdessen reiste Ministerpräsident Benjamin Netanjahu gestern in den nördlichen Gazastreifen. Er kam in Begleitung des israelischen Verteidigungsministers, des Militärchefs und hochrangiger Beamter, wie sein Büro mitteilte. „Wir bestehen darauf, dass unsere Geiseln freigelassen werden, und wir bestehen darauf, alle unsere Kriegsziele zu erreichen, und wir tun das dank unserer heldenhaften Kämpfer“, wurde der Premier bei einem Treffen mit Soldaten zitiert.

In der Erklärung hieß es, Netanjahu habe im nördlichen Gazastreifen eine Sicherheitsunterweisung über die Bemühungen des Militärs zur Befreiung der israelischen Geiseln und zum Sieg über die palästinensische Terrororganisation Hamas erhalten. Wo genau der Besuch stattfand, wurde nicht mitgeteilt.

Der libanesische Präsident Joseph Aoun will Kämpfer der proiranischen Hisbollah in die libanesische Armee integrieren. Eine Eingliederung müsse unter strengen Voraussetzungen erfolgen, sagte er dem katarischen Nachrichtenportal al-Arabi al-Dschadid.

„Nur die Mitglieder, die über bestimmte Qualifikationen verfügen und die Aufnahmeprüfungen bestehen“ würden in das Militär integriert. Unabhängige Einheiten der Schiitenmiliz werde es in der Armee nicht geben, betonte er.

Hisbollah gilt als stark geschwächt

Seit dem Krieg mit Israel gilt die vom Iran unterstützte Hisbollah im Libanon als stark geschwächt. Der libanesische Staat steht unter Druck, die Ende November getroffene Waffenruhe durchzusetzen. Dazu zählt auch die Entwaffnung der Hisbollah.

Die Entwaffnung könne Aouns Ansicht nach nur durch einen bilateralen Dialog mit der Hisbollah erfolgen. Die Schiitenmiliz habe keine Absichten, in einen neuen Krieg hineingezogen zu werden, sagte er. Er habe die USA aufgefordert, Israel zu einem Ende der Angriffe auf den Libanon zu drängen und die Entwaffnungsfrage dem libanesischen Staat zu überlassen.

Hisbollah-Kommandeur getötet

Israel griff auch am Nachmittag wieder im Nachbarland an. Dabei wurde nach Angaben der israelischen Armee ein Kommandeur der Hisbollah-Eliteeinheit Radwan im Südlibanon getötet. Libanesische Berichte bestätigten den Angriff.

Die Hisbollah hatte Israel seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 mehr als ein Jahr lang mit Raketen beschossen. Sie wollte damit nach eigenen Angaben die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen unterstützen. Israel antwortete mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive.

Als Reaktion auf die Ausweisung französischer Botschaftsangehöriger aus Algerien hat Paris seinerseits zwölf algerische Diplomaten ausgewiesen. Außerdem habe Präsident Emmanuel Macron den französischen Botschafter in Algerien zu Beratungen zurückbeordert, teilte der Elysee-Palast gestern in Paris mit.

Der diplomatische Streit ist der vorläufige Höhepunkt schon länger andauernder Spannungen zwischen dem nordafrikanischen Land und der einstigen Kolonialmacht Frankreich.

Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzung ist die Festnahme von drei Algeriern in Frankreich, darunter ein Konsulatsmitarbeiter. Sie sollen vor etwa einem Jahr einen regierungskritischen algerischen Influencer in Frankreich zeitweise verschleppt haben.

Frankreich äußert sich bestürzt

„Frankreich nimmt mit Bestürzung die Entscheidung der algerischen Behörden zur Kenntnis, zwölf diplomatische Vertreter, die bei unserer Botschaft in Algier Dienst tun, auszuweisen“, erklärte der Elysee-Palast. Die Entscheidung sei ungerechtfertigt und unverständlich. Algerien hatte sie mit der Festnahme des Konsulatsbeschäftigten begründet.

Frankreich weise nun entsprechend zwölf algerische konsularische und diplomatische Beschäftigte aus, hieß es aus dem Elysee-Palast. „Die algerischen Behörden übernehmen die Verantwortung für eine brutale Verschlechterung unserer bilateralen Beziehungen.“ Nach Angaben des Pariser Außenministeriums handelt es sich um einen einmaligen Vorgang seit der Unabhängigkeit des nordafrikanischen Landes 1962.

Inland

Der Präsident der Österreichischen Offiziersgesellschaft, Erich Cibulka, will über eine Wehrpflicht für Frauen nachdenken. Beim Grundwehrdienst brauche es außerdem wieder eine Übungspflicht für alle Soldaten, sagte er gegenüber der „Presse“ (Mittwoch-Ausgabe). Eine Expertenkommission des Bundesheers prüft bis Herbst, ob der aktuell sechsmonatige Grundwehrdienst reformiert werden soll.

Man könne „sehr innovativ denken und die Wehrpflicht nicht auf die männlichen Staatsbürger einschränken. Also eine Wehrpflicht für Frauen einführen“, meinte Cibulka. Diese Idee hatte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) mit Verweis auf die fehlende Gleichstellung zwischen den Geschlechtern zuletzt abgewiesen. Aktuell können Frauen einen freiwilligen Grundwehrdienst absolvieren.

Sechs Monate Grundwehrdienst ohne Übungen zu wenig

Sechs Monate Grundwehrdienst ohne Übungen sind für den Präsidenten der Offiziersgesellschaft außerdem zu wenig. Die Expertenkommission könne deshalb über ein „Österreich-Jahr“ für alle Staatsbürger nachdenken. „Der Wehrdienst wäre dann zum Beispiel auf acht Monate Grundwehrdienst und vier Monate Übungen aufgeteilt. Vier Monate Übungen würde heißen: 120 Tage. Wenn man jedes Jahr zehn Tage übt, dann hat man das in zwölf Jahren, also im Normalfall im Alter von 30 Jahren erledigt“, so Cibulka.

Er schlägt zudem vor, die Zahl der Grundwehrdiener nach dem militärischen Bedarf zu deckeln. „Dieser Topf der militärisch Notwendigen wird in einem ersten Schritt mit Freiwilligen und in einem zweiten Schritt mit den jeweils tauglichsten Nichtfreiwilligen befüllt.“ Wer keinen Wehrdienst mache, müsse Zivildienst machen.

EU

Während die Europäische Union ihre Handelsbeziehungen mit den USA neu ordnen muss, hebt EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen das Verhältnis zu anderen Partnern hervor. „Alle bitten darum, mehr Handel mit Europa zu haben“, sagte sie in einem Interview der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Sie habe derzeit „unzählige“ Gespräche mit Staats- und Regierungschefs.

Als Beispiele nannte sie unter anderem Island, Neuseeland, Kanada, die Vereinigten Arabischen Emirate, Indien, Thailand, Mexiko und Südamerika. „Ich könnte zurzeit 24 Stunden am Tag solche Gespräche führen“, sagte die deutsche Politikerin. Zur neuen Wirklichkeit gehöre, „dass gerade viele andere Staaten unsere Nähe suchen“.

Ukraine-Krieg

Österreich hat die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar 2022 mit insgesamt rund drei Milliarden Euro unterstützt.

Dazu zählen bilaterale Hilfen in Höhe von rund 294 Millionen Euro sowie Unterstützung über die EU-Ebene, wie das Außenministerium gestern auf APA-Anfrage bestätigte. Österreich beteiligt sich als neutraler Staat jedoch nicht an der militärischen Hilfe für die Ukraine.

Konkret beinhalten diese bilateralen Hilfen 117 Mio. Euro für humanitäre Hilfe, acht Millionen Euro für Sachleistungen wie Katastrophenschutz, 146,5 Mio. Euro Unterstützung für Grundversorgung und Wiederaufbau, 9,7 Mio. Euro etwa für „diverse Unterstützung“ wie Korruptionsbekämpfung sowie 12,8 Mio. Euro für vom Krieg betroffene Nachbarländer wie Moldawien.

Der Rest dürfte über das EU-Budget, in das Österreich einzahlt, abgewickelt worden sein. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft kommt in seinen Berechnungen – inklusive bilateraler und EU-Hilfen – bis Ende Februar auf rund 2,3 Mrd. Euro.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach einem verheerenden russischen Raketenangriff gestern die Entlassung des Militärgouverneurs des Gebiets Sumy, Wolodymyr Artjuch, eingeleitet. Sein Antrag wurde von der Regierung unterstützt, teilte der Regierungsvertreter im Parlament, Taras Melyntschuk, via Telegram mit.

Artjuch hatte zuvor dem ukrainischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zufolge eingeräumt, dass dort zu der Zeit des Angriffs eine Ordensverleihung an Soldaten stattgefunden hat. Gleichzeitig hatte Artjuch jedoch erklärt, dass diese Veranstaltung nicht von ihm veranlasst worden sei. Der 66-Jährige hatte das Amt knapp zwei Jahre inne.

Bei dem Angriff in der nordostukrainischen Stadt kamen mindestens 35 Menschen ums Leben. Unter den gemeldeten Opfern waren inoffiziellen Angaben zufolge nur zwei Soldaten.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte hat gestern die südukrainische Hafenstadt Odessa besucht und dort Präsidenten Wolodymyr Selenskyj getroffen. Selenskyj forderte bei dem Treffen erneut mehr Unterstützung für sein Land. Die Ukraine benötige „dringend“ mehr Luftabwehrsysteme und mehr Raketen, sagte er.

Rutte verurteilte ein „empörendes“ und „schreckliches Muster“ der russischen Armee, die immer wieder Zivilisten angreife. Nicht zuletzt im Hinblick auf diese „schreckliche Gewalt“ seien die von US-Präsident Donald Trump angestoßenen Verhandlungen über eine mögliche Waffenruhe im Ukraine-Krieg „nicht einfach“. Aber „wir alle unterstützen Präsident Trumps Drängen auf Frieden“, sagte der NATO-Chef.

Selenskyj: Nur ukrainisches Volk entscheidet über Staatsgebiet

Selenskyj warnte die US-Unterhändler in den Gesprächen mit Russland vor unzulässigen Zugeständnissen bei den besetzten Gebieten der Ukraine. „Alle Territorien gehören zum Einheitsstaat Ukraine“, sagte der Staatschef bei einer Pressekonferenz mit dem NATO-Generalsekretär.

Nur das ukrainische Volk entscheide über sein Staatsgebiet: „Und Sie wissen, dass das für uns eine rote Linie ist: alle vorübergehend besetzten Gebiete nicht als ukrainisch, sondern als russisch anzuerkennen“, sagte Selenskyj örtlichen Medien zufolge.

„Vertreter reden über Dinge jenseits ihrer Kompetenz“

Deshalb redeten die US-Vertreter über Dinge jenseits ihrer Kompetenz, sagte er. Das bezog sich wohl vor allem auf Steve Witkoff, den Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump. Witkoff hatte vergangene Woche in St. Petersburg mit Kreml-Chef Wladimir Putin gesprochen. Danach sagte er, dass es bei einem Friedensabkommen auch um „die sogenannten fünf Gebiete“ gehen werde.

Nach der Annexion der Schwarzmeer-Halbinsel Krim 2014 hat Russland 2022 auch die ukrainischen Regionen Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja zu seinem Staatsgebiet erklärt. Außer der Krim kontrolliert Russland keines der Gebiete vollständig. Moskaus Auslandsgeheimdienstchef Sergej Naryschkin sagte zuletzt, Kiew müsse auf diese Territorien verzichten.

Luftabwehrsysteme gefordert

Selenskyj forderte bei dem Treffen erneut mehr Unterstützung für sein Land. Nach den jüngsten russischen Angriffen „sieht absolut jeder, wie dringend die Ukraine Luftabwehrsysteme und Raketen braucht“, sagte der ukrainische Präsident. Rutte und er hätten über dieses Thema ausführlich gesprochen.

Wirtschaft

Ex-Meinl-Bank-Vorstandschef Peter Weinzierl kann nun im Zusammenhang mit Geldwäsche doch in die USA ausgeliefert werden. Das gab der Londoner High Court gestern laut Nachrichtenagentur Reuters bekannt. Seit 2021 sitzt Weinzierl in London fest, ist aber unter Kaution auf freiem Fuß. Die US-Justiz beschuldigt ihn der Bestechung und Geldwäscherei im Odebrecht-Schmiergeldskandal in Brasilien. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bis zur nunmehrigen Entscheidung durfte Weinzierl das Land nicht verlassen. In den USA erwarten den ehemaligen Vorstandschef der einstigen Meinl Bank, nun Anglo Austrian AAB Bank, möglicherweise bis zu 70 Jahre Haft. Der 59-jährige Banker weist sämtliche Vorwürfe zurück und war seiner Meinung nach im Mai 2021 unter falschen Vorgaben nach London „gelockt“ worden, um dort festgehalten zu werden.

Hunderte Millionen Dollar schwerer Geldwäscheskandal

Im Schmiergeldskandal rund um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht wird ihm Beihilfe zur Geldwäsche im Volumen von Hunderten Millionen Dollar und Beamtenbestechung mit Mitteln aus schwarzen Kassen vorgeworfen. In New York muss sich der österreichische Banker dem Vorwurf des schweren Betrugs und der Geldwäscherei rund um das Bauunternehmen Odebrecht stellen, das sich angesichts des Skandals im Jahr 2020 in Novondor SA umbenannt hat.

Der High Court hatte erst heuer im Februar entschieden, dass Weinzierl nicht im Zusammenhang wegen des Einzelvorwurfs der Verschwörung zur Geldwäsche in die USA ausgeliefert werden könne. Jetzt wurden die anderen Vorwürfe schlagend, die nun sehr wohl eine Auslieferung ermöglichen. Der britische Richter Jeremy Johnson sprach Weinzierls Fall ein generelles öffentliches Interesse ab. Damit ist der Weg zum Obersten Gerichtshof im Vereinigten Königreich blockiert.

Nach der Ankündigung von zweistelligen US-Zöllen auf Tomaten aus Mexiko hat die mexikanische Regierung den Vorwurf unfairer Handelspraktiken zurückgewiesen. „Es gibt kein Dumping durch mexikanische Tomatenbauern“, sagte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum gestern bei einer Pressekonferenz.

Sie äußerte sich optimistisch, dass die Aufschläge vermieden werden könnten. „Selbst wenn diese Sanktion verhängt würde, würden mexikanische Tomaten weiterhin in die USA exportiert werden, weil es keinen Ersatz gibt.“

„Unfaire Importe“

„Das Hauptproblem wäre, dass Tomaten in den USA teuer wären“, fuhr Sheinbaum fort. „Wir suchen den Dialog“, erklärte der mexikanische Landwirtschaftsminister Julio Berdegue. Er verwies darauf, dass 90 Prozent der in die USA importierten Tomaten aus Mexiko stammten.

Am Vortag hatte die US-Regierung ein Agrarabkommen mit Mexiko beendet und noch für dieses Jahr Zölle in Höhe von 20,9 Prozent auf die meisten Tomatenimporte aus dem südlichen Nachbarland angekündigt. Durch das derzeitige Abkommen sei es „nicht gelungen, die US-Tomatenbauern vor unfairen mexikanischen Importen zu schützen“, erklärte das US-Handelsministerium.

IT

Das auf künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte US-Softwareunternehmen OpenAI arbeitet einem Medienbericht zufolge an einem eigenen sozialen Netzwerk ähnlich wie X. Es gebe einen internen Prototyp, der sich auf die Bilderzeugung von ChatGPT konzentriere und einen sozialen Feed habe, berichtete die US-Technologiewebsite The Verge gestern unter Berufung auf mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen.

OpenAI-Chef Sam Altman habe von Außenstehenden Feedback zu dem Projekt eingeholt, das sich noch in einem frühen Stadium befindet. Dem Bericht zufolge ist es unklar, ob OpenAI plant, das soziale Netzwerk als separate Anwendung anzubieten oder es in ChatGPT zu integrieren.

Gesundheit

Fünf Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie haben sich zahlreiche Länder auf einen Pandemie-Vertrag geeinigt, der ein ähnliches Chaos wie damals verhindern soll. Nach gut drei Jahren und zuletzt nächtelangen Diskussionen in Genf stimmten die Unterhändler einem Vertragstext zu. Er soll beim Jahrestreffen der 194 Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai in Genf verabschiedet werden.

Ein wichtiger Aspekt soll in einem Anhang des Vertrages stehen und muss noch ausgehandelt werden. Dabei geht es darum, wie mit Gensequenzen von Erregern umgegangen wird und wie ärmere Länder mit daraus entwickelten Medikamenten und Impfstoffen versorgt werden.

Der Vertrag gilt nur in Ländern, deren Parlamente ihn ratifiziert haben. Die WHO kann auch künftig keine Lockdowns, Reisebeschränkungen oder Impfungen anordnen.

Die Europäische Kommission hat erstmals eine Alzheimer-Therapie zugelassen, die auf zugrunde liegende Krankheitsprozesse abzielt. Der Antikörper Lecanemab sei für eine Behandlung im frühen Stadium und das erste Medikament dieser Art, das in der EU zugelassen werde, teilte die Kommission gestern mit. Fachleuten zufolge kommt nur ein sehr kleiner Teil der Alzheimer-Patienten für diese Therapie infrage.

Das Medikament, das in einigen Monaten verfügbar sein könnte, soll die Krankheit ein wenig verlangsamen. In Österreich gibt es laut Gesundheitsministerium rund 130.000 bis 150.000 Menschen mit der Form einer demenziellen Beeinträchtigung – aufgrund der demografischen Entwicklungen und der zunehmenden Lebenserwartung sei von einem weiteren Anstieg dieser Zahl auszugehen, hieß es auf der Onlinepräsenz.

Zulassung mit strengen Auflagen

Die Zulassung des Medikaments unterliegt laut EU-Kommission strengen Auflagen. Man sei zu dem Schluss gekommen, dass der Nutzen des Arzneimittels bei einer bestimmten Gruppe von Patienten und unter bestimmten Voraussetzung die Risiken überwiege. Die Brüsseler Behörde folgte mit der Zulassung der Empfehlung der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA). Bisherige Alzheimer-Therapien behandeln nur Symptome der Krankheit, nicht ursächliche Prozesse im Gehirn.

Das ist bei Lecanemab anders: Der Antikörper richtet sich gegen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn und soll dadurch den Verlauf der Krankheit in einem frühen Stadium verlangsamen. Um Heilung oder Verbesserung geht es allerdings auch bei diesem Wirkstoff nicht – ein solches Mittel ist weiterhin nicht in Sicht.

Nur im Anfangsstadium einsetzbar

Experten zufolge wird es noch einige Monate dauern, bis das Mittel wirklich eingesetzt werden kann – unter anderem, weil der Hersteller verpflichtet wurde, ausführliche Handreichungen und Schulungen für Ärzte auszuarbeiten und ein Beobachtungsregister anzulegen. Das Medikament wird alle zwei Wochen intravenös verabreicht.

Zugelassen ist Lecanemab nur zur Behandlung von leichter kognitiver Beeinträchtigung (Gedächtnis- und Denkstörungen) oder leichter Demenz in einem frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit. Der Grund dafür ist, dass eine Entfernung der Amyloid-Plaques nichts mehr nützt, wenn diese schon irreversible Schäden im Gehirn angerichtet haben.