Ausland

Die US-Regierung hält es für möglich, dass Israel mit von den USA zur Verfügung gestellten Waffen im Gazastreifen im Kampf gegen die Hamas gegen humanitäres Völkerrecht verstoßen hat.

Aufgrund der Situation in dem Kriegsgebiet sei es schwierig, einzelne Vorfälle zu bewerten oder abschließende Feststellungen zu treffen, heißt es in einem Bericht des US-Außenministeriums, der gestern mit Verzögerung an den US-Kongress ging. „Es gibt jedoch genügend gemeldete Vorfälle, die Anlass zu ernsthaften Bedenken geben.“ Das Außenministerium habe von mehreren glaubwürdigen UNO- und Nichtregierungsquellen Berichte über mögliche Menschenrechtsverletzungen durch israelische Streitkräfte erhalten, hieß es weiter.

Da Israel in erheblichem Maße auf US-Verteidigungsgüter angewiesen sei, sei es eine plausible Einschätzung, dass das israelische Militär diese seit dem Großangriff der Hamas auf Israel vom 7.Oktober 2023 in Fällen eingesetzt habe, die „mit den Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts oder den bewährten Praktiken zur Minderung ziviler Schäden unvereinbar“ seien.

Angesichts der israelischen Offensive in Rafah im südlichen Gazastreifen hat sich Südafrika erneut an den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag gewandt. Gefordert wurde gestern, der IGH müsse Israel zu weiteren Schritten bewegen, um einen „Völkermord“ an Palästinenserinnen und Palästinensern zu verhindern. Unter anderem solle sich Israel sofort aus Rafah zurückziehen.

Die bisherigen Maßnahmen seien angesichts der veränderten Umstände nicht ausreichend, so die Argumentation Südafrikas. Die Eskalation der Lage schaffe „neue Tatsachen, die den Rechten der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen irreparablen Schaden zufügen“.

Sie stelle eine „extreme Gefahr“ für die humanitären Hilfslieferungen und die Grundversorgung im Gazastreifen sowie für das Überleben des palästinensischen Gesundheitssystems dar.

Gericht: Israel muss Schutzmaßnahmen ergreifen

Südafrika hatte Israel Ende 2023 wegen angeblich im Gaza-Krieg begangener Verstöße gegen die Völkermordkonvention angeklagt. Das UNO-Gericht hatte in einem einstweiligen Entscheid verfügt, dass Israel Schutzmaßnahmen ergreifen müsse, um einen Völkermord zu verhindern. Außerdem müsse es mehr humanitäre Hilfe für die notleidende Bevölkerung im Gazastreifen zulassen.

Israel bestreitet die Völkermordvorwürfe entschieden. Es beruft sich auf sein Recht auf Selbstverteidigung, nachdem Terroristen der radikalislamischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober den Süden Israels überfallen und fast 1.200 Menschen getötet hatten.

Nachdem sich gestern ein 80 Kilometer langer Lkw-Stau auf der Brennerautobahn in Südtirol in Richtung Österreich gebildet hatte, hat der italienische Vizepremier und Verkehrsminister Matteo Salvini (Lega) erneut Tirols Transitverbote in scharfen Tönen kritisiert. „Der 80 Kilometer lange Lkw-Stau, der durch das von Österreich verhängte Transitverbot verursacht wurde, ist eine ökologische, wirtschaftliche und soziale Schande“, kritisierte Salvini.

„Wir rechnen damit, dass der Europäische Gerichtshof, den die italienische Regierung angerufen hat, der arroganten und unrechtmäßigen Haltung der österreichischen Regierung, die der Umwelt und der wirtschaftlichen Freiheit enormen Schaden zufügt, ein Ende setzt“, so Salvini.

Am Vortag hatte in Tirol wegen Christi Himmelfahrt ein Fahrverbot gegolten. Danach bildete sich eine lange Lkw-Schlange auf der Brennerautobahn in Richtung Norden. Das Phänomen war bereits aus anderen Jahren bekannt. Der Leichtverkehr lief dagegen verhältnismäßig problemlos.

Italien sieht das auf der Brennerstrecke eingesetzte Lkw-Dosiersystem sowie Wochenend- und Nachtfahrverbote als EU-rechtswidrig an. Mitte Februar kündigte die Regierung in Rom an, vor dem EuGH dagegen klagen zu wollen.

Beim geplanten Pandemieabkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat es keinen Durchbruch gegeben. Eigentlich sollten die Verhandlungen bis gestern Abend abgeschlossen werden, damit das Abkommen bei der Jahrestagung der WHO Ende Mai/Anfang Juni verabschiedet werden kann.

Doch konnten sich die 194 Mitgliedsländer der WHO nach zwei Jahren Verhandlungen letztlich nicht auf einen gemeinsamen Text einigen.

Das Abkommen sollte weltweites Chaos wie bei der CoV-Pandemie verhindern und sicherstellen, dass alle Länder jeweils rechtzeitig mit allem nötigen Schutzmaterial, mit Medikamenten und Impfstoffen versorgt werden.

Hilfsorganisationen und Länder fürchten, dass der Vertrag in seinem jetzigen Entwurf die Versorgung der Schwächsten nicht gewährleistet. In reicheren Ländern gab es Widerstand vonseiten der Pharmaindustrie sowie Falschmeldungen, die WHO wolle im Pandemiefall über Lockdowns oder Impfzwang entscheiden.

Ganz wurde die Hoffnung auf ein erfolgreiches Ende bis zur WHO-Jahrestagung aber noch nicht aufgegeben. Die Länder wollten ihre Gespräche in den nächsten zwei Wochen fortsetzen, hieß es vage

Ukraine-Krieg

Die Europäische Union hat sich einem Medienbericht zufolge auf Sicherheitszusagen für die Ukraine geeinigt. Die Zusagen sollen im Sommer in Kraft treten und gelten so lange, bis die Ukraine der EU und der NATO beigetreten sein wird. Das berichtet die deutsche Zeitung „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf einen vertraulichen Entwurf der Sicherheitszusagen.

„Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten werden langfristig und zusammen mit Partnern zu Sicherheitszusagen für die Ukraine beitragen, die der Ukraine helfen sollen, sich selbst zu verteidigen, sich Destabilisierungsversuchen zu widersetzen und in Zukunft vor Aggressionen abzuschrecken“, heißt es in dem elfseitigen Dokument, auf den sich die Botschafter der EU-Mitgliedstaaten in Brüssel geeinigt hätten. Die Maßnahmen sicherten dem von Russland angegriffenen Land politischen, militärischen und wirtschaftlichen Beistand zu.

Zusage für weitere Waffenlieferungen

Derzeit werde der Entwurf noch zwischen dem Europäischen Auswärtigen Dienst und der Regierung in Kiew abgestimmt, berichtete die „Welt am Sonntag“ weiter. Die Sicherheitszusagen sollen demnach spätestens Anfang Juli dieses Jahres in Kraft treten.

Die EU sichert der Ukraine dem Bericht zufolge bei weiteren Angriffen unverzügliche Konsultationen zu, denen zuvor aber beide Seiten zugestimmt haben müssten. Es werde indirekt ausgeschlossen, dass im Falle von Angriffen EU-Soldaten an der Seite von ukrainischen Soldaten an Kämpfen gegen Russland teilnehmen.

Allerdings sage Brüssel Kiew die weitere Lieferung von letalen und nicht-letalen Waffen, ein fortgesetztes Training von Soldaten, Mithilfe bei der Reform des Sicherheitssektors, Unterstützung bei der Entminung des Landes und Zusammenarbeit bei der Abwehr von hybriden Bedrohungen und Cyberattacken zu. Auch verpflichte sich die EU, die Ukraine beim Wiederaufbau massiv zu unterstützen.

Nach der jüngsten Freigabe neuer Mittel für die Ukraine durch den Kongress hat die US-Regierung ein weiteres Paket mit Militärhilfen für Kiew angekündigt. Das US-Außenministerium teilte gestern in Washington mit, das Paket habe einen Umfang von rund 400 Millionen US-Dollar (rund 371 Mio. Euro).

Es beinhalte unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, weitere Mehrfachraketenwerfer vom Typ HIMARS mit Munition sowie Stinger-Flugabwehrraketen und Artilleriemunition mit den Kalibern 155 und 105 Millimeter.

Nach einer monatelangen innenpolitischen Hängepartie hatte der US-Kongress Ende April milliardenschwere Hilfen für die von Russland angegriffene Ukraine gebilligt – und damit den Weg für neue Waffenlieferungen freigemacht. Das Gesetz sieht Hilfen im Umfang von rund 61 Milliarden US-Dollar (rund 57 Mrd. Euro) für Kiew vor.

Inland

Ein UNO-Gutachten beanstandet den Umgang Österreichs mit Asylsuchenden, die Opfer von Folter sind oder ein psychisches Leiden haben. Die Inhaftierung von Personen mit psychischen Problemen in Sicherheitszellen in Abschiebungseinrichtungen müsse unverzüglich aufhören, verlangte der UNO-Ausschuss gegen Folter (CAT) in seinem turnusmäßigen Bericht gestern in Genf, wie Kathpress berichtet.

Österreich müsse dafür sorgen, dass schutzbedürftige Asylsuchende wie Opfer von Folter, Menschenhandel und geschlechtsspezifischer Gewalt bevorzugt zu einem Asylverfahren kämen und medizinisch betreut würden. Besorgt äußerte sich der Bericht über schlechte Bedingungen in Abschiebungsanstalten, besonders über mangelnde Gesundheitsfürsorge.

Weiter kritisierten die UNO-Fachleute, dass nach österreichischem Recht Personen mit psychosozialen oder geistigen Behinderungen inhaftiert oder medizinisch zwangsbehandelt werden können. Das schließe Einzelhaft, Isolationshaft, physische und chemische Ruhigstellung in gerichtsmedizinischen Einrichtungen ein, selbst für Kinder. Die Regierung solle die betreffenden Gesetze dringend überprüfen.

EU

Die Freiheitlichen sind gestern offiziell in den EU-Wahlkampf gestartet. Noch vor dem Auftritt des Spitzenkandidaten Harald Vilimsky wurde eine Stinkbombe auf die Bühne in der Wiener Lugner City geworfen. Die FPÖ trotzte dem üblen Geruch und erneuerte den Anspruch, bei der Wahl am 9. Juni stimmenstärkste Fraktion in Österreich zu werden.

„Freunde, so sehr können eure Stinkbomben gar nicht stinken, wie euer Verhalten stinkt“, richtete Vilimsky den Verursachern, die laut Angaben der FPÖ von der Polizei identifiziert werden konnten, aus. Und auch Hausherr Richard Lugner betrat die Wahlkampfbühne, um seine Gedanken zum Vorfall loszuwerden: „In einer Demokratie soll man jeden seine Meinung sagen lassen, nicht dagegen wettern.“

Der Rest des Wahlkampfauftaktes gestaltete sich, wie man es von den Freiheitlichen gewohnt ist. Als Anheizer fungierten die John Otti Band sowie FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz, der schon vor dem Spitzenkandidaten den Unmut des Stammpublikums gegen „Klimaterrorismus“ und Brüsseler Schikanen beschwor. Weiters hoffte Vilimsky auf eine Verdoppelung der aktuellen drei Mandate im EU-Parlament.

Chronik

Die Erde erlebt nach Angaben einer US-Behörde derzeit den ersten „extremen“ Sonnensturm seit 2003. Der Sonnensturm der Stufe 5 auf der 5-stufigen Skala sei gestern Abend beobachtet worden, erklärte das Weltraumwetterprognosezentrum der Wetter- und Ozeanografiebehörde der USA (NOAA). Der Sonnensturm werde voraussichtlich über das Wochenende anhalten.

Zuletzt war die als „extrem“ eingestufte Kategorie fünf nach NOAA-Angaben im Oktober 2003 bei den sogenannten Halloween-Stürmen erreicht worden. Damals kam es demnach in Schweden zu Stromausfällen, in Südafrika seien Transformatoren beschädigt worden.

Polarlichter über Korneuburg
Simon Jarmer

Die Behörde teilte weiter mit, GPS, Stromnetze, Raumschiffe, Satellitennavigation und andere Technologien könnten beeinträchtigt werden. Neben den möglichen Störungen bringen Sonnenstürme auch beeindruckende Polarlichter hervor. Diese sind manchmal deutlich weiter südlich zu sehen als in den Regionen, in denen sie normalerweise beobachtet werden können. Sichtbar waren die Polarlichter in der Nacht auf heute auch in Österreich.

Bei einem schweren Busunglück im Zentrum der russischen Metropole St. Petersburg sind gestern mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Der Linienbus war von einer Brücke gestürzt. Zwei weitere Fahrgäste wurden aus dem Wrack im Fluss Mojka schwer verletzt geborgen. Insgesamt seien rund 20 Menschen an Bord gewesen.

Rettungskräfte bei einem Bus der an einem Kran hängt
Reuters/Anton Vaganov

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte der Fahrer aus noch ungeklärten Gründen die Kontrolle über den Bus verloren. Auf einem Video ist zu sehen, wie ein Kleinbus beim Einbiegen auf eine Brücke zunächst in den Gegenverkehr gerät und anschließend über das Brückengeländer in das Wasser stürzt.

Taucher setzten schweres Gerät ein, um den gesunkenen Bus zu heben. Nach Angaben der Behörden war das Busunternehmen in den vergangenen zwei Jahren bereits 23-mal wegen verschiedener Verstöße und Unzulänglichkeiten mit Geldstrafen belegt worden. Der Fahrer des Busses sei vorläufig festgenommen worden, hieß es.

Leute

Der jüngste Sohn von Donald Trump, Barron Trump, wird doch nicht zu den Delegierten gehören, die den Ex-Präsidenten im Sommer voraussichtlich als Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nominieren werden. Der 18-Jährige fühle sich geehrt, als Delegierter der Republikaner für Florida ausgewählt worden zu sein, hieß es in einer Erklärung des Büros seiner Mutter Melania Trump, der ehemaligen First Lady der USA, an die Nachrichtenagentur AFP. Barron Trump könne aufgrund früherer Verpflichtungen jedoch nicht teilnehmen.

Zuvor hatte für Aufsehen gesorgt, dass das bislang von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschirmte jüngste Mitglied der Trump-Familie die politische Bühne betreten sollte. Der 18-Jährige wäre neben seinen Geschwistern Donald Trump Jr., Eric Trump und Tiffany Trump Teil der Delegation Floridas beim Parteitag in Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin gewesen, bei dem die Republikaner ihren Präsidentschaftskandidaten formell küren.

Weitere Kinder Trumps waren bereits politisch aktiv. Trumps älteste Tochter Ivanka war während seiner Präsidentschaft neben ihrem Ehemann Jared Kushner eine wichtige Beraterin. Don Jr. und Eric nehmen regelmäßig an Wahlkampfveranstaltungen teil. Erics Frau Lara wurde im März in eine wichtige Position des nationalen Organisationsgremiums der Republikaner gewählt.

Panorama

Die Comedy Pet Photo Awards sind seit einigen Jahren ein Highlight für Tierliebhaberinnen und -liebhaber. Der Abkömmling der Comedy- Wildlife-Photography-Preise verkündete gestern die Finalisten des alljährlichen Wettbewerbs.

In Kategorien wie „Hunde: Unsere besten Freunde“ und „Das prächtige Pferd“ wurden die vielversprechendsten 30 Bilder von einer Jury ausgesucht. Auch die Fans können in einer eigenen Kategorie (People’s Choice) mitstimmen. Die Gewinner werden am 6. Juni bekanntgegeben.